Hass und Hetze im Netz: Wer sind die Opfer?
Veröffentlicht: Montag, 02.05.2022 08:00
Grundsätzlich kann sich niemand vor Hasskommentaren schützen. Eine falsche Meinung reicht oft aus, um beleidigt oder bedroht zu werden. Oft richtet sich der Hass aber gegen eine ganz bestimmte Gruppe: Politiker.
Politikerin aus Recklinghausen erhält Morddrohungen
Diese Erfahrung musste auch Anna Kavena machen. Die Recklinghäuserin ist Landtagskandidatin der SPD für Recklinghausen und Oer-Erkenschwick. Sie hat vor kurzem Morddrohungen im Internet bekommen und sagt: „Ich glaube, dass sich dieser Mensch, wenn er mir im wahren Leben gegenüberstehen würde, nicht so geäußert hätte.“
Anna Kavena erstattet Anzeige
Als Politiker muss man ein hartes Fell haben und darf sich nicht alles zu Herzen nehmen. Trotzdem gibt es natürlich Grenzen, die in diesem Fall überschritten wurden. Deshalb hat Anna Kavena den Fall auch zur Anzeige gebracht: „Wenn mir auf der Straße jemand etwas Böses sagt oder mir droht, dann ignoriere ich das ja auch nicht. Ich glaube schon, dass man das ernst nehmen muss und muss Kommentare im Internet genau so werten, als ob mir das jemand ins Gesicht sagt. Man weiß ja nie, was das Gegenüber dann ja doch irgendwann mal tun könnte.“
Staatsanwaltschaft prüft den Fall
Der Fall liegt jetzt bei der Staatsanwaltschaft. Die prüft, ob eine strafbare Handlung vorliegt. Für die Zukunft wünscht sich Anna Kavena, dass es soweit gar nicht mehr kommen muss: „Ich wünsche mir, dass man sich gemeinschaftlich gegen Hasskommentare im Internet verbündet und ein Zeichen setzt.“
Tobias Stockhoff als "Hitlerjunge" beschimpft
Ähnliche Erfahrungen hat Dorstens Bürgermeister Tobias Stockhoff gemacht. Er hat sich in der Pandemie sehr stark fürs Impfen ausgesprochen, auch in sozialen Netzwerken. Ein gefundenes Fressen für Querdenker und Verschwörungstheoretiker. Auf einer Corona-Leugner-Demo in Dorsten war er als „Hitlerjunge“ beschimpft worden: „Das ist schon ein Punkt, der definitiv eine Grenze überschritten hat. Und so etwas bringen wir dann auch zur Anzeige“, sagt Stockhoff.
Politiker bekommen zwar auch viel Zustimmung von den Bürgern. Das Problem ist aber: Kritiker sind meist viel lauter. Und fühlen sich dadurch in der Überzahl. Stockhoff versucht deshalb, das meiste an sich Abprallen zu lassen: „Zu wissen, dass die weit überwiegende Mehrheit der Dorstener hinter einem steht, ist ein sehr gutes Gefühl. Und das hilft einem natürlich, solche Angriffe an einem abprallen zu lassen.“