ICE statt Regio: Bei Verspätung schneller ans Ziel kommen

Verspätungen und Ausfälle im Bahnverkehr nerven regelmäßig Bahnkunden in der Region – es gibt aber Tricks, doch noch möglichst pünktlich an sein Ziel zu kommen. 

Zwar ist das günstige 9-Euro-Ticket ausgelaufen, angesichts der hohen Preise an den Tankstellen für Benzin und Diesel bleiben Bus und Bahn attraktiv für Pendler und Gelegenheitsfahrer in der Region. Oft kommt dann aber beim Blick auf die Abfahrtstafel am Bahnhof die Ernüchterung: Die Pünktlichkeitsquote der Bahnen in NRW lag 2021 bei 84,2 Prozent. Im Vergleich zu 2017 ist dieser Wert gesunken. Wenn ein wichtiger Termin ansteht, kann man sich also nicht immer auf Bus und Bahn verlassen. 

Fahrgastrechte nutzen nicht immer

Ähnlich wie im Flugverkehr gibt es auch im Eisenbahnverkehr Fahrgastrechte. Dabei ist es vollkommen egal, ob sie einen Fern- oder Nahverkehrszug nutzen. Es gilt: Ab 60 Minuten Verspätung am Ankunftsort gibt es 25 Prozent des Ticketpreises zurück, bei 120 Minuten wird die Hälfte des Fahrtpreises erstattet. Das gilt jedoch nur für Einzeltickets, für Dauer- und Zeitkarten gibt es festgesetzte Erstattungshöhen: zum Beispiel 1,50 Euro im Nahverkehr. Jedoch wird erst ab einem Wert von vier Euro eine Erstattung ausgezahlt, so dass man seine Verspätungen „sammeln“ muss. Außerdem wird maximal ein Viertel des Fahrkartenwertes erstattet.  

Auch wenn die Entschädigungen vielleicht eine gute Idee sind, sorgen anderthalb Euro Entschädigung pro Fall nicht für eine möglichst pünktliche Ankunft am Zielort. Und Verspätungen wie 50 Minuten sind genauso ärgerlich, jedoch gehen Fahrgäste in so einem Fall leer aus. Dafür gibt es eine andere Regel, die besonders bei Fahrten durch Ballungsräume wie das Ruhrgebiet helfen: Die Mobilitätsgarantie NRW. 

Ein Zug von National Express auf der Hohenzollernbrücke in Köln© Symbolbild / Canva
Ein Zug von National Express auf der Hohenzollernbrücke in Köln
© Symbolbild / Canva

20 Minuten sind das Ticket zum ICE

Denn wenn der Zug oder Bus mindestens 20 Minuten Verspätung hat oder ausfällt und die nächstmögliche Verbindung erst 20 Minuten später abfährt, kann auf ein anderes Verkehrsmittel genutzt werden. Im ländlichen Raum wie im Märkischen Kreis ist zum Beispiel das Taxi sinnvoll, an größeren Bahnhöfen wie in Hamm oder Dortmund kann auch ein Fernverkehrszug wie der ICE oder IC genutzt werden. Wichtig ist: Es muss eine neue Fahrkarte gekauft werden, die im Anschluss erstattet wird. Bei Fernverkehrszügen werden die Kosten zu 100% übernommen, bei allen übrigen Verkehrsmitteln werden tagsüber dreißig, nachts sechzig Euro erstattet. 

Vorgesehen ist eine Erstattung innerhalb von 14 Tagen, das funktioniert aber nicht immer. National Express, u.a. Betreiber der Linien RE 1, RE 6 und RE 7, teilt auf Anfrage mit, dass die Bearbeitung der Erstattungsanträge zur Zeit sechs bis acht Wochen in Anspruch nehme. Das hänge noch mit der gestiegenen Fahrgastzahl durch das 9-Euro-Ticket zusammen. So sei die Zahl der Anträge im Rahmen der Mobilitätsgarantie im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 400 Prozent gestiegen. 

Online-Einreichung möglich

Der Antrag auf Erstattung der Kosten kann inzwischen Online eingereicht werden. Jedoch sind dafür verschiedene Stellen zuständig: Im Falle der Mobilitätsgarantie, bei der man bei einer 20-minütigen Verspätung ein anderes Verkehrsmittel gewählt hat, kann der Antrag über ein zentrales Portal gestellt werden. Bei Verspätungen im Fernverkehr ist jedoch das Servicecenter der Deutschen Bahn zuständig. Bei ICE- bzw. IC-Tickets, die Online gekauft wurden, kann auch direkt in der Bahn-App „DB Navigator“ der Antrag gestellt werden.  

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