Saubere Luft dank Corona-Pandemie? Ein Faktencheck

Es herrscht viel weniger Verkehr als noch zu Beginn des Jahres. Ist dadurch eigentlich die Luft besser geworden? Das lässt sich noch nicht beweisen, denn dafür ist es noch zu früh.

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Vielerorts wird behauptet, dass aufgrund der Corona-Pandemie die Luft in deutschen Städten deutlich besser werde. Schließlich herrsche kaum Verkehr in den Innenstädten und an Ballungsgebieten. Sogar der Ruf nach einer Aufhebung des Diesel-Fahrverbots ist schon zu hören. Doch stimmt es überhaupt, dass die Luft derzeit besser ist? Dieser Faktencheck verschafft etwas Klarheit.

Für Auswertungen ist es noch zu früh

Die Auswirkungen des sogenannten Lockdowns auf die Luftqualität lassen sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht seriös beziffern. Wenn überhaupt, gibt es nur einen kurzfristigen Effekt. Fakt ist aber: Gibt es weniger Verkehr und weniger Industrieprozesse, werden weniger Emissionen produziert, hat das alles zur Folge, das sich unsere Luftqualität positiv verbessert. Das sagt das Umweltbundesamt. Wie groß der Effekt sei, ist aber erst in 2021 absehbar.

Das Wetter spielt eine Rolle

Ein Faktor ist Experten zufolge immer auch das Wetter. Denn bei kräftigem Wind oder Niederschlägen verteilen sich die Schadstoffe schneller, ihre Konzentration in der Luft sinkt. Bei austauscharmen Wetterlagen hingegen reichern sich die Schadstoffe in der Luft an. Messwerte miteinander zu vergleichen, sollte man aber nicht, so das Landesumweltamt (LANUV) in NRW. Denn am Ende zählt nur der Wert für das gesamte Jahr.

Weniger Stickdoffdioxide in der Luft - aber auch am Boden?

Stickstoffdioxid wird vor allem von Dieselfahrzeugen und der Industrie verursacht. Ein Satellit der europäischen Raumfahrtorganisation zeigte, dass im Zeitraum 5. bis 25. März in Düsseldorf, Essen oder Köln deutlich weniger Stickstoffdioxid-Belastung festgestellt wurde. „Satellitenbilder können aber immer nur ein Indiz sein“, sagt Ute Dauert vom Umweltbundesamt (UBA). „Sie sind demnach nur eine Momentaufnahme der gesamten Luftsäule, lassen aber keine Rückschlüsse auf die Schadstoffbelastung am Boden zu.“

Auch Messstationen können bislang nur bedingt Auskunft geben. Zwar sind die Werte an Hauptverkehrsstraßen in den NRW-Städten teilweise niedriger als noch vor Beginn der Maßnahmen. An anderen Hotspots aber wurden mitunter auch höhere NO2-Konzentrationen beobachtet. 

Umweltbundesamt rechnet mit keinen nennenswerten Verbesserungen

Das Umweltbundesamt stellt außerdem klar: „Es ist davon auszugehen, dass der Straßenverkehr in einigen Wochen wieder auf das übliche Maß oder sogar darüber ansteigt“, so Dauert. Auf das ganze Jahr bezogen seien deshalb keine nennenswerten Verbesserungen zu erwarten. Daher bestehe auch kein Anlass, Fahrverbote aufzuheben.

Feinstaubbelastung oft hoch - das sind die Gründe

Auch bei der Feinstaubbelastung gibt es keine eindeutige Antwort. Denn Feinstaub hat seine Ursachen nicht nur im Verkehr, sondern zum Beispiel auch in der privaten Nutzung von Kaminöfen oder in der Landwirtschaft. Gerade im Frühjahr entsteht er beim Düngen von Feldern. Daher sind die Feinstaubwerte derzeit mancherorts erhöht, obwohl die NO2-Konzentration gesunken ist. „Es ist aktuell einfach schwer zu sagen, was man konkret auf den Lockdown zurückführen kann“, sagt Dauert. Am Ende des Jahres könne man dann erst feststellen, ob die Verkehrsreduzierung lang genug war, um an den Durchschnittswerten etwas zu ändern.


Joachim Schultheis (mit Material der dpa)

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