Weltklimarat zeigt drastische Klimawandel-Folgen und Handlungsspielraum auf

Der Weltklimarat führt die Folgen der menschengemachten Erderwärmung in seinem neuen Bericht drastischer vor Augen als je zuvor. 

Folgen der Unwetterkatastrophe in Bad Neuenahr

(Genf/dpa) - Szenen wie die dramatische Flutkatastrophe Mitte Juli in NRW und Rheinland-Pfalz werden keine Seltenheit mehr sein, wenn es nicht starke und schnelle Reduktionen der Emissionen gebe, werde die globale Mitteltemperatur in den kommenden 20 Jahren einen Wert von mindestens 1,5 Grad über der Temperatur der vorindustriellen Zeit erreichen, sagte Valérie Masson-Delmotte am Montag bei Vorstellung des Berichts. Sie ist Ko-Vorsitzende der Arbeitsgruppe, die seit dem letzten Bericht dieser Art 2013 rund 14 000 Klima-Studien für den Weltklimarat (IPCC) bewertet hat.

Die Menschen müssten sich wegen der steigenden Temperaturen auf mehr Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen und Hitze einstellen, heißt es in dem Bericht. Erst kürzlich gab es eine Reihe dieser Katastrophen wie Überschwemmungen in Deutschland sowie extreme Hitzewellen in Südosteuropa und im Westen Kanadas. Über eine sofortige Reduktion der Treibhausgasemissionen haben die Menschen es laut Bericht aber noch in der Hand, die schlimmsten Folgen zu verhindern.

1,5 Grad-Klimaziel von Paris wird übertroffen

Das Ziel 1,5 Grad steht im Pariser Klimaabkommen von 2015. Die Staaten wollen die Erwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Niveau (1850-1900) deutlich unter zwei Grad halten und 1,5 Grad anstreben. Bislang liegt die Erwärmung bei etwa 1,1 Grad, mit regionalen Unterschieden. In Deutschland sind es bereits 1,6 Grad. Anders als 2013 stellt die Wissenschaft jetzt klar fest: selbst das 2-Grad-Ziel ist nur mit sofortigen und weitreichenden Klimaschutzmaßnahmen zu erreichen. Damit müsse bis etwa 2050-2070 Klimaneutralität erreicht werden. Deutschland will bis 2045 klimaneutral werden. "Wenn wir die Emissionen nicht schnell genug herunterfahren und bis etwa 2050-2070 netto-null erreicht haben, werden wir beide Pariser Klimaziele verfehlen", sagte Mitautor Douglas Maraun von der Universität Graz. 

Fünf Szenarien für die Zukunft

Der Weltklimarat entwirft fünf Szenarien. Darunter sind zwei, in denen die Welt etwa 2050 bis 2070 Klimaneutralität erreicht und danach mehr CO2 speichert als ausstößt. Nur damit könnte der Anstieg der Mitteltemperatur Ende dieses Jahrhunderts bei 1,8 Grad oder darunter bleiben. Bei gleichbleibenden Emissionen bis 2050 würde die Temperatur Ende dieses Jahrhunderts um 2,1 bis 3,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau liegen. In zwei weiteren Szenarien mit mindestens der Verdoppelung der CO2-Emissionen bis Mitte des Jahrhunderts wäre ein Anstieg der Temperatur um bis 5,7 Grad möglich. "Wenn man sich anschaut, was die einzelnen Regierungen für den Klimaschutz zugesagt haben, würde man im Moment am ehesten im mittleren Szenario landen", sagte Notz. "Für die Zukunft bleibt aber natürlich unklar, ob die Zusagen eingehalten werden oder ob die Regierungen andererseits ihre Bemühungen noch verstärken werden."

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