Die Gefahr durch Low-Level-Agenten

Sie werden "Wegwerf-Agenten" oder "Taschengeld-Agenten" genannt - Sicherheitskreise verwenden den Begriff "Low-Level-Agenten". Russland versucht mit dieser Methode das öffentliche Leben gezielt zu sabotieren und so die Öffentlichkeit in Deutschland zu verunsichern. 

Jürgen Kayser (l), Leiter des Verfassungsschutzes Nordrhein-Westfalen, und Herbert Reul (CDU), Innenminister von Nordrhein-Westfalen, während einer Pressekonferenz zur Vorstellung des Verfassungsschutzberichtes 2022.
© picture alliance/dpa | David Young

Diese Nachricht hat in dieser Woche aufhorchen lassen: In Köln, Konstanz und der Schweiz hat die Polizei drei Ukrainer festgenommen. Der Verdacht: Sie sollten im Auftrag Russlands Sprengsätze in Päckchen verschicken, die auf dem Postweg explodieren sollten. Solche Vorfälle sind bei uns Deutschland kein Einzelfall:

  • 20. Juli 2024: Am Flughafen Leipzig explodiert ein Paket - wie durch ein Wunder außerhalb der Frachtmaschine, die an diesem Tag Verspätung hatte. 
  • 5. Februar 2025: Kurz vor der Bundestagswahl wird in mehreren Bundesländern in die Auspuffrohre von parkenden Autos Bauschaum gesprüht. 

Das sind nur zwei Beispiele, in denen die Behörden sogenannte Low-Level-Agenten im Verdacht haben. Jürgen Kayser, Chef des Verfassungsschutzes in NRW sagt, dass dahinter Russland steckt. Es würden Menschen engagiert, die keine besonderen Vorkenntnisse benötigen: "Das sind Personen, die oftmals übers Internet über soziale Medien angeworben werden, dort Geld bekommen für ihre Aufträge und gar nicht unbedingt erkennen können, dass sie jetzt direkt im Auftrag Russlands handeln."

Rätselhafte Drohnen und Fälle von Sabotage

Die Agenten bekommen vergleichsweise wenig Geld - bei der Bauschaum-Attacke sollen es 100 Euro pro Auto gewesen sein. Seit Beginn des Angriffs Russlands auf die Ukraine beobachten die Nachrichtendienste auch noch andere Phänomene: "Das sind Fälle, wo wir feststellen, dass kritische Infrastrukturen mindestens ausgespäht werden, zum Teil auch sabotiert werden oder eingebrochen wird. Wir sehen Drohnen-Überflüge, die in der Vielzahl der Fälle nicht ganz aufgeklärt werden können", zählt Jürgen Kayser auf.

Doppelgänger-Kampagne mit Fakenews

Es gehe oft auch darum, Falschinformationen zu verbreiten, sagt Kayser - beispielsweise mit Hilfe von Fake-Seiten. Viel genutzte deutschen Nachrichten-Portale werden täuschend echt kopiert, um Lügen über Politiker zu verbreiten. Fachleute sprechen von einer Doppelgänger-Kampagne, erläutert er: "Urheber sind verschiedene Firmen, die in Russland ansässig sind und mutmaßlich im Auftrag der russischen Regierung handeln. Sie bauen die entsprechenden Fake-Seiten im Netz auf. Es gibt eine klare Attribuierung in Richtung Russland bei dieser Kampagne."

Reul verweist auf funktionierenden Staat

Bei der Vorstellung der Ermittlungserfolge gegen die drei Männer in Köln, Konstanz und der Schweiz sagte NRW-Innenminister Reul, solche Fälle werde es häufiger geben, damit müsse man rechnen. Er zeigt sich aber auch zuversichtlich, wenn er sagt: "Der Fall hier zeigt, dass wir verdammt gut sind. Wenn die Kölner Polizei und der Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen in Zusammenarbeit mit dem Bund und jetzt auch mit der Schweiz enttarnen und festnehmen können, dann ist das ein Beweis, dass der Staat funktioniert."

Der aktuelle Verfassungsschutzbericht aus NRW

Autor: José Narciandi

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