Sterbehilfe: Neurologe aus Datteln bestreitet Vorwürfe

Ein Psychiater und Neurologe aus Datteln soll unter einer falschen Annahme Sterbehilfe geleistet haben.

Vorwurf: Arzt begleitet sein Opfer unter einer falschen Annahme in Dorsten in den Tod

Ein 81-jähriger Neurologe und Psychiater steht vor Gericht, angeklagt wegen Totschlags in Dorsten. Die Hintergründe dieser Anklage erinnern an eine Geschichte aus einem Psycho-Thriller.

Arzt verabreicht tödliche Medikamentendosis in Dorsten

Der Angeklagte soll Menschen, die sterben wollten, begutachtet und ihnen geholfen haben. Einer der Fälle spielte sich 2020 in Dorsten ab, als ein Opfer den Neurologen aufsuchte. Nach einer Untersuchung diagnostizierte der Arzt paranoid-schizophrene, depressive Symptome sowie Sehstörungen. Aufgrund dieser Einschätzung bot er Sterbehilfe an. Doch es stellte sich später heraus, dass das Opfer gar keine Sehstörungen hatte und die anderen Symptome auf die Depression zurückzuführen waren. Es wird angenommen, dass das Opfer nicht vollständig frei in seinen Entscheidungen war, was der Angeklagte jedoch nicht überprüfte. Schließlich legte der Neurologe eine Infusion mit einer tödlichen Natrium-Lösung. Das Ventil, das hat der Dorstener dann aber selbst geöffnet.

Angeklagter: Patient aus Dorsten wollte sterben

Zum Prozessauftakt hat der angeklagte Arzt aus Datteln alle Vorwürfe zurückgewiesen. Er hat den Richtern erzählt, dass ihn der Patient aus Dorsten im Sommer angeschrieben hat – per E-Mail. Und da sollen so Sätze dringestanden haben, wie: „Ich kann einfach nicht mehr. Ich habe schon drei Mal versucht mir selbst das Leben zu nehmen“. Der Arzt beteuert, er habe den Patienten damals ausführlich untersucht. Und es habe überhaupt keine Anzeichen gegeben hat, dass der 42-Jährige möglicherweise nicht komplett einsichtsfähig war. Außerdem sei auch die Mutter dabei gewesen. Und die hätte das genauso gesehen, wie er. Die Staatsanwaltschaft hat mit Professor Dr. Norbert Leygraf einen extrem angesehen Psychiater mit dem Fall beauftragt. Der hat sich die Unterlagen alle angeguckt und ist dabei offenbar zu einem anderen Ergebnis gekommen als der Sterbearzt aus Datteln.

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